Abgrenzung von Generalunternehmer- und Nutzerausbauten
Die Gebäudeautomation (GA) ist ein zentrales Element zur Steuerung, Regelung und Optimierung technischer Prozesse in einem Gebäude. Sie umfasst die Vernetzung und Automatisierung von Heizung, Lüftung, Klima (HLK), Beleuchtung, Sicherheitssystemen, Energiemanagement und anderen gebäudetechnischen Anlagen.
Die Implementierung eines modernen Gebäudeautomationssystems erfordert eine klare Abgrenzung zwischen den Leistungen des Generalunternehmers (GU) und den Nutzerausbauten. Während der GU die baulichen und infrastrukturellen Grundvoraussetzungen für die Gebäudeautomation sicherstellt, erfolgen betriebs- und nutzerspezifische Anpassungen, Steuerungssysteme und weiterführende Automatisierungen im Nutzerausbau. Dabei kann auch Bestandsausstattung aus einem vorherigen Standort übernommen und in das neue System integriert werden.
Abgrenzung GU & Nutzerausbauten: Effiziente Planung und klare Zuständigkeiten
Leistungen des Generalunternehmers (GU)
Der GU stellt die baulichen und technischen Grundvoraussetzungen für die Gebäudeautomation sicher. Dazu gehören:
Grundlegende Gebäudeautomation (GA-Level 1 und 2 – Standard GA nach VDI 3814 und DIN EN ISO 16484)
Installation einer Grundinfrastruktur für Gebäudeautomation (GA-Netzwerk, Datenleitungen, Schaltschränke, Sensoren, Aktoren)
Einbindung der Steuerung für Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HLK) in die Gebäudeautomation
Bereitstellung der Grundsteuerung für Beleuchtung und Jalousien
Installation von Standard-Schnittstellen zu digitalen Leitsystemen (z. B. BACnet, Modbus, KNX, OPC-UA)
Implementierung einer Gebäudeleittechnik (GLT) zur Überwachung der gebäudetechnischen Anlagen
Einbindung von Sicherheits- und Brandschutzanlagen in die Gebäudeautomation (z. B. Notbeleuchtung, Brandmeldeanlagen)
Elektrotechnische Integration und IT-Grundlagen
Installation von Schaltschränken für die Gebäudeautomation in Technikräumen
Verlegung von BUS-Systemen und Netzwerkleitungen für die Steuerungssysteme
Grundsätzliche Integration von Schnittstellen für künftige Erweiterungen
Diese Leistungen gewährleisten die grundsätzliche Funktionsfähigkeit der Gebäudeautomation und ermöglichen eine Standardsteuerung der wesentlichen gebäudetechnischen Systeme.
Leistungen im Nutzerausbau (inkl. Bestandsumzug) – Beispielhafte Maßnahmen
Der Nutzerausbau umfasst alle betriebsspezifischen Anpassungen, die über die Standardleistungen des GU hinausgehen.
Erweiterte Gebäudeautomation (GA-Level 3 und 4 – Individuelle Anpassungen und Smart-Building-Funktionen)
Integration eines umfassenden Gebäudeleitsystems (GLS) mit individuellen Nutzeranforderungen
Optimierung der Regelstrategien für HLK-Anlagen zur Energieeinsparung
Implementierung einer IoT-basierten Sensorik für vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance)
Anbindung der Gebäudeautomation an ein digitales Energiemanagementsystem (ISO 50001)
Individuelle Steuerung für Arbeitsplatz-, Raum- und Lichtmanagement (z. B. tageslichtabhängige Beleuchtung, CO₂-abhängige Lüftung)
Erweiterte IT- und Steuerungssysteme
Integration einer cloudbasierten Gebäudeautomationsplattform für Remote-Zugriff
Anbindung an mobile Endgeräte und Dashboards für Facility-Management-Teams
Einführung von KI-gestützten Algorithmen zur Gebäudesteuerung
Implementierung eines Gebäudeinformationssystems (BIM-Anbindung für FM-Nutzung)
Integration vorhandener Bestandsausstattung
Übernahme und Migration bestehender Automationssysteme aus einem vorherigen Standort
Einbindung vorhandener Server und Steuerungseinheiten in die neue GA-Infrastruktur
Erweiterung der Bestands-Hardware für Kompatibilität mit neuen Smart-Building-Systemen
Energieeffizienz & Nachhaltigkeit
Anbindung an ein übergeordnetes Energiemanagementsystem (ISO 50001)
Optimierung des Lastmanagements zur Reduktion von Energieverbrauch und Betriebskosten
Integration von Photovoltaik- und Batteriespeichersteuerung in die GA
IT-Sicherheit & Datenschutz
Sicherung der Gebäudeautomationssysteme gegen Cyberangriffe (z. B. VLANs, Firewall-Konzepte, VPN-Zugriffe)
Zentrale Benutzerverwaltung und Rollenkonzepte für die GA-Plattform
Schnittstellen zu DSGVO-konformen Zugangssystemen
Interoperabilität & Skalierbarkeit
Einhaltung offener Standards (BACnet, OPC-UA, Modbus, MQTT) für künftige Erweiterungen
Modulare Architektur für spätere Ergänzungen (z. B. Integration neuer Sensorik oder Steuerungen)
Cloudbasierte oder hybride Steuerung für flexible Anpassungen an neue Anforderungen
Die exakte Abgrenzung zwischen GU- und Nutzerausbau wird in der ausführungsreifen Werkplanung finalisiert. Dabei wird geklärt:
Welche Basisleistungen bereits durch den GU erbracht werden?
Welche betrieblichen Anforderungen durch den Nutzerausbau ergänzt werden müssen?
Welche Bestandselemente übernommen und integriert werden sollen?
Wer für Transport, Installation und Wiederinbetriebnahme der Bestandselemente verantwortlich ist?
Diese Abgrenzung stellt sicher, dass die Gebäudeautomation zukunftssicher, skalierbar und digital integriert ist, ohne dass es zu Unklarheiten, Doppelbeauftragungen oder Koordinationsproblemen kommt.
Durch die beispielhafte Kennzeichnung der Nutzerausbauten wird sichergestellt, dass alle Beteiligten – von der Planung bis zur Umsetzung – eine transparente und eindeutige Zuweisung der Verantwortlichkeiten haben.