Anlagenbau
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BEI DER REALISIERUNG VON GEBÄUDEAUTOMATISIERUNGSSYSTEMEN SPIELT DER ANLAGENBAU EINE ZENTRALE ROLLE
Der Bau von Automatisierungsanlagen erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren, Technikern und Projektmanagern, um eine reibungslose Integration in das bestehende Gebäude zu gewährleisten. Während des gesamten Prozesses müssen strenge Qualitätskontrollen durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Anlage den Anforderungen entspricht und die gewünschten Ergebnisse erzielt.
Anlagenbau, Abnahme und Inbetriebnahme
Unterlagen für Montage und Betrieb der Gebäudeautomation
Unmittelbar nach Auftragserteilung hat der AN die Montageplanung auf Grundlage der Ausführungsplanung und der Vertragsunterlagen zu erstellen. Welche Unterlagen das sind, zeigt die folgende Aufstellung.
Funktionsbeschreibung
Funktionsbeschreibung je Anlage (oder je Raum bei Raumautomation) einschließlich Bedienung,
Beschreibung der Automationsaufgaben,
Automationsschemata gemäß DIN EN ISO 16484-3 als Fließbild, je Anlage, u. a. mit allen regelungstechnischen Verknüpfungen, Einbauort aller Sensoren und Aktoren (schematisch) und Kennzeichnung aller vom Auftragnehmer eingebrachter Bauteile,
GA-Funktionslisten nach DIN EN ISO 16484-3 je Informationsschwerpunkt, mit allen ausgeführten Funktionen,
RA-Funktionslisten mit allen ausgeführten Funktionen,
Funktionsablaufplan für die wesentlichen und anlagenübergreifenden Funktionen,
Dokumentation der Adressierung und des Benutzeradressierungsschlüssels/-systems.
Anlagenbeschreibung
Übersichtslageplan Gebäudeautomation,
GA-Netzwerktopologie, ergänzt um mengenmäßige Angaben zu den aktiven und passiven Komponenten, die Länge der Segmente und Wegstrecken zwischen Komponenten,
Installationspläne der Gebäudeautomation (je Etage), ergänzt um die Einbauorte der Netzwerkkomponenten und Feldgeräte,
Schaltschrankansichten,
Stromlaufpläne nach DIN IEC 61082-1 und DIN EN 61082-2 mit ausführlicher Darstellung aller Schaltungen mit ihren Einzelheiten, Anschlussschaltpläne aller Netzwerkkomponenten (Dokumentation der Arbeitsweise und funktionellen Abläufe der elektrischen Schaltungen),
Automationsstations-Belegungspläne und frei konfigurierbaren Netzwerkkomponenten,
Kabellisten mit Funktionszuordnung und Leistungsangaben,
Auslegungsdaten der Stellglieder.
Beschreibung der GA-Komponenten
Beschreibung der eingesetzten Anlagen- und Systemkomponenten (Herstellerdatenblätter, Typenblätter, Leistungsdaten, Zeichnungen, Prüfzeugnisse),
Dokumentation der Funktionsprofile der eingesetzten GA-Komponenten ggf. einschließlich Konformitätsbestätigungen/-zertifikaten wie z. B. PICS (Protocol Implementation Conformance Statement),
Stücklisten,
Ersatzteilkatalog mit Bezugsquellennachweis.
Beschreibung der Planungs-, Programmier- und Parametrier-Software,
Beschreibung der eingesetzten Software und Softwaremodule (einschließlich Lizenzunterlagen),
Ablaufdiagramme bzw. Verknüpfungslisten für Programme,
Programmlisten mit Klartextkommentierung oder Unterlagen der grafischen Programmierung nach DIN EN 61131 auf Datenträger,
Beschreibung der Programmier- und Netzwerkmanagement-Werkzeuge (ggf. einschließlich Lizenzunterlagen),
Beschreibung aller benutzten Elemente von Programm- und Funktionsbibliotheken einschließlich vom Entwicklungssystem verarbeitbarer Objektcode-Dateien.
Projektspezifische Programminformationen
Projektspezifisch erstellte Programme in Quellform auf Datenträger als vom Entwicklungssystem bearbeitbare Datei,
Datenbank aller Systemkomponenten mit Netzwerkadressen und Kommunikationsbeziehungen auf Datenträger (z. B. BACnet EDE-Binding-Liste, LNS-Datenbank, ETS-Datenbank, FND-Referenzfile),
Systemspezifische Dateien auf Datenträger (z. B. SNVT-Listing, XIF-Datei, Plug-Ins, Ressource-Files).
Betriebsunterlagen
Benutzerhandbuch zur Bedienung des Gesamtsystems (auch für die Management- und Bedieneinrichtung), einschließlich Screencopies aller Anlagenbilder und sonstiger Visualisierungsseiten, Diagrammen, Bedienlayouts und Texten zur Bedienerunterstützung,
Betreiberhandbuch mit Instandhaltungsanweisungen (Arbeitskarten) und Hilfe bei Fehlersuche je Systemkomponente,
Parameterlisten,
Sollwerte und Betriebszeiten je Anlage/Funktionseinheit.
An die oben aufgeführten Unterlagen werden folgende Anforderungen gestellt:
Alle für das Projekt erforderlichen Unterlagen müssen ausgewählt worden und bei Übergabe in mindestens einem Exemplar übergeben werden.
Die Ausführung der Anlage muss fachgerecht sein - insbesondere auch die Inbetriebnahme und Einregulierung der Anlage und Anlagenteile gemäß VOB/C DIN 18386 Ziffer 3.3 muss ordnungsgemäß erfolgt sein.
Während der Inbetriebnahme ist jede GA-Funktion einzeln und zusätzlich in Verbindung mit jedem Bedienplatz zu überprüfen und durch Protokollausdruck nachgewiesen werden.
Dazu gehören auch die Grafiken, Reports, Trendprotokolle …
Vollständigkeit
Die Vollständigkeit wird mittels der als Ausführungsunterlagen vorliegenden GA- und RA-Funktionslisten überprüft. Dies dient der Dokumentation der GA-Abnahme.
Wenn es sich um eine größere Anlage handelt, sollte vor der offiziellen Abnahme ein Probebetrieb gefahren werden, der ca. eine Woche dauert. Allerdings müssen Umfang und Art dieses Probebetriebes unmissverständlich Bestandteil der Ausschreibungsunterlagen sein.
Bei der Montage einer Gebäudeautomation können folgende Gewerke beteiligt sein:
Elektrotechniker: Sie verlegen die notwendigen Leitungen und installieren die Elektronik-Komponenten der Gebäudeautomation.
Heizungs- und Sanitärinstallateure: Sie sorgen dafür, dass die Steuerung der Heizung und der Sanitäreinrichtungen in die Gebäudeautomation integriert wird.
Schlosser: Sie sind zuständig für die Montage von mechanischen Komponenten wie z.B. Fenster- und Türantrieben.
Maurer: Sie sorgen dafür, dass die Sensoren und Aktoren der Gebäudeautomation sicher und stabil in der Wand oder der Decke verankert werden.
Maler: Sie übernehmen die abschließende Gestaltung und den Anstrich.
Programmierer / Techniker: Sie sind für die Einrichtung und Konfiguration der Gebäudeautomation zuständig und stellen sicher, dass alle Komponenten wie gewünscht miteinander interagieren.
Platzbedarf
Insbesondere für den späteren Betrieb und die Instandhaltung der Anlagen ist die gefährdungsfreie Zugänglichkeit zu gewährleisten. Besonders bei Nachinstallationen ist hierauf zu achten, weil hier am ehesten durch die bereits vorhandenen Anlagen Platzmangel entsteht. Bei Neubauten ist deshalb auch von vornherein eine Platzreserve von mindestens 20% vorzusehen, um Nachinstallationen zu ermöglichen. Das betrifft nicht nur eine räumliche Reserve, sondern vor allem die Reserven für Nachinstallationen (Belegungen) in den Schaltschränken, auf Schalttafeln, Klemmleisten, Installationsverteilern sowie in Leistungsführungssystemen.
Eigenwärme
Wegen der Entwicklung von Eigenwärme soll die Anordnung der Schaltschränke und Einbauteile so angeordnet und bemessen werden, dass eine freie Belüftung möglich ist. Aus Gründen der Energieeinsparung und Verringerung des Instandhaltungsaufwandes soll möglichst auf eine mechanische Belüftung verzichtet werden.
Inbetriebnahme im Anlagenbau

Übersicht der Bearbeitungsbereiche und Funktionen
Detaillierte Zuordnung von Bearbeitungsbereichen zu verschiedenen Systemen im Facility Management.
Das Inbetriebnahme Management ist in VDI 6039 als ein Prozess definiert, der das Ziel hat, die Gesamtfunktionalität des Gebäudes durch koordinierende Maßnahmen während Planung, Errichtung und Betrieb zu erreichen. Es werden Checklisten als Hilfsmittel angeboten.
Das Inbetriebnahme Management steht in enger Wechselwirkung mit der Gebäudeautomation. Diese Wechselwirkung gilt während des Planungs- und Bauprozesses sowie auch in der Nutzungsphase der TGA. Also muss das Projektmanagement darauf achten, dass eine gute Abstimmung erfolgt zwischen den Phasen Planung/Bau und Betrieb. Diese Aufgabe kann am besten ein Facility Manager leisten, denn er versteht die Sichtweise und Interessen der Planer und Bauleute ebenso, wie die Interessen der Betreiber der Anlagen. In dieser Funktion des Zusammenführens dieser Interessen versteht er sich als „Inbetriebnahme Manager“ im Sinne der VDI 6093. Die Richtlinie VDI 6039 zeigt das Inbetriebnahmemanagement erläuternd auf. Dabei beschränkt sie sich die Kostengruppen 400 und 500 (gem. DIN 276-1). Aber auch Verknüpfungen zu Kostengruppen 200 und 300 werden im bedarfsweise behandelt.
Womit begründet sich das IBM?

Immobilien-Lebenszyklus
Planung, Umsetzung und Betrieb der Gebäudeautomation im Lebenszyklus der Immobilie.
Weil heutzutage der Anteil an Technik im Bau sehr hoch angestiegen ist, sollte bei der Vielzahl und unterschiedlichsten technischen Ausrüstungen und insbesondere in Verbindung ihres Zusammenwirkens die Inbetriebnahme nicht dem Einzelgewerk, sondern der Gesamtanlage gelten, sozusagen systemübergreifend. Es empfiehlt sich, diesen Gedanken von Anfang an bei der Erstellung einer GA im Hinterkopf zu haben. Der Projektleiter sollte sich also stets auch als der Inbetriebnahme Manager verstehen.
Das ist sehr zielführend, wie das folgende Bild einleuchtend zeigt. Es geht um die prozessmäßige Einbindung der GA und des IBM im Lebenszyklus von Immobilien.
Das IBM ist demnach eine Gemeinschaftsleistung der Planung und der Errichter der Anlagen.
Man findet sie (mindestens teilweise) im Rahmen der Mitverantwortung für die einwandfreie Anlagenfunktion in den Grundleistungen der HOAI und in den VOB-Verträgen. Vor allem bei technisch anspruchsvollen Projekten sollten Leistungen des IBM an Externe, wie z. B. Berater, Dienstleister, Planer oder Ausführungsfirmen vergeben werden.