Datenübertragungsnetze für die Gebäudeautomation
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Datenübertragungsnetze für die Gebäudeautomation
Die Kostengruppe 485 (nach DIN 276) befasst sich mit den Datenübertragungsnetzen für die Gebäudeautomation (GA). Sie bildet eine wichtige Grundlage für die Planung und Realisierung von Kommunikationsinfrastrukturen, die das Zusammenspiel und die Überwachung gebäudetechnischer Anlagen ermöglichen. Eine durchdachte und professionelle Umsetzung dieser Netzinfrastrukturen ist entscheidend für den reibungslosen Betrieb aller gebäudetechnischen Anlagen. Anstelle eines separaten GA-Netzes empfiehlt sich die Integration in die bestehende Gebäude-IT mit klar definierten Sicherheits- und Topologiekonzepten (z. B. Ring-Bus-System). Hierdurch lassen sich sowohl wirtschaftliche als auch technische Vorteile realisieren – von reduzierten Kosten über erhöhte Flexibilität bis hin zur vereinfachten Wartung und Skalierbarkeit.
- Zielsetzung
- EDV-/ IT-Installationen
- Gebäudeautomation
- Ring-Bus-System
- Anforderungen
- Planungsempfehlungen
- Zukunftssicherheit
Bedeutung und Zielsetzung
Heizungs-, Lüftungs- und Klimasysteme (HLK)
Beleuchtungs- und Beschattungsanlagen
Sicherheits- und Zutrittskontrollsysteme
Energieerfassung und Energiemanagement
Damit diese Systeme zuverlässig miteinander kommunizieren können, müssen geeignete Datenübertragungsnetze eingerichtet werden. Ziel ist es, alle notwendigen Informationen (Sensor- und Aktordaten, Steuerbefehle, Statusmeldungen etc.) schnell, sicher und störungsfrei zu übertragen. Durch eine saubere Planung und Implementierung der GA-Datenübertragung lassen sich Betriebskosten reduzieren, die Energieeffizienz steigern und ein hoher Komfort sowie eine hohe Betriebssicherheit gewährleisten.
Einbeziehung der Anforderungen an EDV-/ IT-Installationen
Gemäß den aktuellen Anforderungen sollten EDV-/IT-Installationen für die Gebäudeautomation in identischer Form wie für alle anderen IT-Infrastrukturen im Gebäude berücksichtigt werden.
Das bedeutet konkret:
Einheitliche Standards und Normen: Für die gesamte Gebäudeverkabelung (Datennetz, Fernmeldeverkabelung, GA-Verkabelung usw.) sollten die gleichen Standards genutzt werden (z. B. nach ISO/IEC 11801, EN 50173, DIN VDE 0100, DIN EN 50174). Dadurch wird sichergestellt, dass die Gebäudeautomation Teil einer übergeordneten, professionellen IT-Netzstruktur ist und den gleichen Sicherheits- und Qualitätskriterien entspricht.
Kabelmatrix berücksichtigen: In der Planung ist auf die sogenannte Kabelmatrix zu achten, in der alle Kabeltypen, -längen und -wege aufgeführt sind. Hierbei werden sowohl Ethernet-basiertes Kabelmaterial (z. B. Kat. 6A, Kat. 7) als auch Glasfaserverbindungen oder spezielle Feldbuskabel für die GA berücksichtigt. Die Auswahl erfolgt bedarfsgerecht, orientiert an Datenrate, Reichweite, Störanfälligkeit und Zukunftssicherheit.
Strukturierte Verkabelung: Die Gebäudeautomation soll innerhalb einer strukturierten Verkabelungsinfrastruktur erfolgen. Das heißt, es wird ausgehend von zentralen Verteilerstandorten (z. B. Haupt- und Etagenverteilern) das GA-Netz mit entsprechenden Anschlusspunkten (ISP – in manchen Projekten „Informationsschwerpunkt“ oder „Installationsschwerpunkt“) im Gebäude vernetzt.
Kein separates IT-Netz für die Gebäudeautomation
In vielen modernen Gebäuden ist es nicht mehr sinnvoll, ein physisch getrenntes IT-Netz speziell für die Gebäudeautomation aufzubauen. Stattdessen wird empfohlen, das bestehende Gebäude-IT-Netz zu nutzen.
Die Vorteile dieser Zusammenlegung sind:
Kosteneinsparungen: Weniger Hardware (Switches, Router, Kabeltrassen), keine doppelte Instandhaltung sowie geringere Investitionskosten (CAPEX) und Betriebskosten (OPEX).
Einfachere Verwaltung: Ein zentrales Netzwerk kann leichter überwacht, gepflegt und aktualisiert werden. Redundante IT-Komponenten oder Sicherheitsmechanismen lassen sich so übergreifend nutzen.
Zentraler Fernzugriff: Für Wartungsarbeiten, Instandhaltungs- und Optimierungsumfänge kann ein Fernzugriff über das Gebäude-IT-Netz ermöglicht werden. Dieser zentralisierte Ansatz vereinfacht Serviceprozesse und reduziert Reaktionszeiten bei Störungen.
Zentrale Anbindung an das IT-Netzwerk
Es erfolgt nur eine zentrale Anbindung an das übergeordnete IT-Netz. Das heißt, die GA-Komponenten erhalten ihren Datenzugang über einen definierten Übergabepunkt (z. B. in einem Hauptverteilerraum oder einem Etagenverteiler).
Unabhängige, eigens ausgeführte Ring-Bus-Systeme - Von diesem zentralen Punkt aus werden sämtliche GA-Unterverteiler oder ISP über ein Ring-Bus-System verbunden. Dieses Ring-Konzept bietet mehrere Vorteile:
Erhöhte Ausfallsicherheit: Fällt eine Leitung an einer Stelle des Rings aus, kann die Kommunikation in der Regel über den anderen Ringpfad weiterlaufen.
Strukturelle Trennung: Trotz Nutzung des gemeinsamen Backbones (Gebäude-IT) wird die eigentliche GA-Kommunikation auf einem eigenen Ring geführt. Dadurch lassen sich eventuelle Störungen im allgemeinen Datennetz vom GA-Netz fernhalten bzw. minimieren.
Weniger Verkabelungsaufwand im Feld: Im Vergleich zu sternförmigen Systemen kann ein Ring-Bus in größeren Liegenschaften kostengünstiger und flexibler sein.
Sicherheits- und Protokollanforderungen
Bei der Gebäudeautomation kommen oftmals Feldbus-Systeme (BACnet, Modbus, KNX, LON, DALI etc.) zum Einsatz, die unterschiedliche Topologien und Protokolle unterstützen. Insbesondere BACnet/IP (auf Basis von IP/Ethernet) ermöglicht eine einfache Integration in bestehende IT-Strukturen. Bei klassischen Feldbus-Topologien (z. B. KNX-TP, Modbus-RTU) wird jedoch weiterhin eine zusätzliche Feldbus-Verkabelung (z. B. Twisted Pair) benötigt, die i. d. R. parallel zum IP-Netz läuft.
Anforderungen an Sicherheit und Fernzugriff
Netzwerksicherheit: Beim Zusammenspiel von GA und IT sind Security-Aspekte besonders wichtig. Durch den Fernzugriff und die zentrale Steuerung kann ein Angriff auf das GA-Netz gravierende Folgen haben (z. B. Störungen der Heiz- und Klimaanlagen, Manipulation der Zutrittskontrolle). Daher sollten Sicherheitsmaßnahmen wie Firewalls, VPN-Zugänge und VLAN-Abtrennungen unverzichtbarer Bestandteil der Planung sein.
Zugriffsberechtigungen und Rollenverwaltung: Eine fein granulierte Rechte- und Rollenverteilung sorgt dafür, dass nur autorisiertes Personal Zugriff auf kritische GA-Funktionen erhält. Für Wartungsunternehmen ist ein klar definiertes, zeitlich limitiertes und nachvollziehbares Zugangsmanagement zu etablieren.
Monitoring und Protokollierung: Kontinuierliche Überwachung (Monitoring) der Netzwerkinfrastruktur sowie Protokollierung sämtlicher Netzwerkaktivitäten unterstützen sowohl bei der Fehlersuche als auch bei der Aufklärung von sicherheitsrelevanten Ereignissen.
Zusammenfassung der Planungsempfehlungen
Einbindung in das Gebäude-IT-Netz: Ein separates physisches Netzwerk für die Gebäudeautomation ist weder wirtschaftlich noch technisch notwendig. Logische Trennungen (z. B. per VLAN) stellen die Sicherheit und Performance sicher.
Zentrale Übergabepunkte: Planung einer klar definierten GA-Datenübergabe, vorzugsweise in den Haupt- oder Etagenverteilern.
Ring-Bus-Struktur: Für die GA-Feldgeräte oder Unterverteiler empfiehlt sich eine Ring-Topologie, um Ausfallsicherheit und Stabilität zu gewährleisten.
Normenkonforme Verkabelung: Die Kabeltypen und -wege (Kupfer, LWL, Feldbuskabel) sind in der Kabelmatrix festzuhalten und den bekannten Normen für strukturierte Verkabelungen anzupassen.
Sicherheitskonzept: Firewalling, Segmentierung, VPN und Remote-Zugriff müssen eingeplant und dokumentiert werden.
Wartung und Fernzugriff: Klare Regelungen zu Zugriffsberechtigungen und temporären Wartungszugängen sind essenziell, um ein sicheres, aber auch reaktionsschnelles GA-System zu betreiben.
Ausblick und Zukunftssicherheit
Die fortschreitende Digitalisierung in der technischen Gebäudeausrüstung (TGA) führt zu immer mehr IP-basierten Geräten und Schnittstellen. Die Gebäudeautomation wird sich zukünftig noch enger mit anderen Bereichen (Smart Building, IoT, Energiemanagement, E-Mobilität usw.) vernetzen.